Konzert zur Erinnerung an Eduard Brunner (1939-2017)
Krzysztof Grzybowski (Klarinette)
Maryana Osipova (Violine)
Velislava Taneva (Violine)
Dmitry Khakhalin (Viola)
Ainis Kasperavicžius (Viola)
Dmitry Ablogin (Klavier)
Hristina Taneva (Klavier)
So 20. August | 17 Uhr | Böhlener Kirche
Programm
Olivier Messiaen: aus Quatuor pour la Fin du temps
Alfred Schnittke: Suite im alten Stil op. 80
Alban Berg: Vier Stücke op. 5
Robert Schumann: Märchenerzählungen op. 132
Wolfgang Amadeus Mozart: Kegelstatt-Trio KV 498
Franz Schubert: Fantasie in C-Dur D934
György Ligeti: Ballade und Tanz (arr. für für Violine und Viola)
Wir trauern um unseren langjährigen Meisterdozenten Eduard Brunner, der im April dieses Jahres verstorben ist. Aus Respekt ihm gegenüber und in Dankbarkeit für diese seine außergewöhnliche Präsenz, die er aus tiefer persönlicher Verbundenheit zu unserem Ort erbracht hat, wollen wir mit zwei Sonderkonzerten an ihn erinnern. Mitwirkende sind mit Tanja Becker-Bender, Manuel Fischer Dieskau und Tatevik Mokatsian drei renommierte und in Böhlen bestens bekannte Künstlerkollegen sowie sieben inzwischen sehr erfolgreiche junge Meister, allesamt ehemalige Teilnehmende unserer Internationalen Kammermusikwochen.
Eduard Brunner (1935 – 2017)
Nachruf von Christoph Goelitz
Eduard Brunner, geboren in Basel, setzte als Klarinettist Maßstäbe für eine ganze Generation. Bereits mit achtzehn Jahren machte er das Solisten- und Orchesterdiplom, anschließend studierte er in Paris bei Louis Cahuzac, dem „Casals der Klarinette“. Nach einigen Jahren als Soloklarinettist bei den Bremer Philharmonikern wurde Brunner 1963 von Rafael Kubelik an das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks geholt, dem er drei Jahrzehnte lang angehörte. Bei rund 250 CD-Aufnahmen hat er mitgewirkt, dabei galt seine besondere Leidenschaft der Kammermusik und der zeitgenössischen Moderne. Er pflegte eine teils langjährige Zusammenarbeit mit nahezu allen weltbekannten Musikerkollegen und Komponisten in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sei den neunziger Jahren gab er sein Wissen als Professor für Klarinette und Kammermusik an der Musikhochschule Saarbrücken sowie weltweit auf ungezählten Meisterkursen an die nächsten Generationen weiter. Krszysztof Grybowski, einer seiner letzten Meisterschüler, schrieb mir am 28. April: „Lieber Christoph, ich habe eine sehr traurige Nachricht. Professor Eduard Brunner ist gestern gestorben.“ Er hatte es vom Pförtner der Musikhochschule in Karlsruhe erfahren, wo Brunner bis zuletzt unterrichtet hat.
„Brunner war das, was man einen Vollblutmusiker nennt: Mozarts Klarinettenkonzert spielte er mit derselben Hingabe wie die Werke seiner Zeitgenossen, als langjähriger Soloklarinettist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks zeigte er dasselbe überragende Können wie als Solist und Kammermusiker. Und obendrein war er ein brillanter Unterhalter – seine Musikeranekdoten, alle aus dem persönlich Erleben und mit Lust am Fabulieren erzählt, sind legendär.“ (Max Nyffeler im Bayrischen Rundfunk am 01.05.2017). Und dazu war er ein begnadeter Lehrer, ein rückhaltlos gebender ebenso wie ein kompromisslos fordernder, der jedes Talent mit einer unnachahmlichen Mischung aus Strenge und Humor an seine Grenzen führte, ohne jemals das menschliche Maß aus den Augen zu verlieren. Das haben wir seit dem Jahr 2000 hautnah erlebt in Böhlen, es war immer wieder aufs Neue ein außergewöhnliches Erlebnis.
Als im Jahr 2013 nach 20-jährigem Erfolg unseres Internationalen Kammermusikkurses die Finanzierung des Projektes zunehmend gefährdet war, meinte er, ihm sie dieser Ort so wichtig, dass es keinesfalls an seinem Honorar scheitern soll. Ein Jahr später teilte er mir mit, dass er aus Altersgründen künftig keine Meisterkurse mehr geben wird, mit einer Ausnahme: Böhlen. Solange ich das wolle und er gesundheitlich könne, komme er gern an diesen Ort, den er außerordentlich schätzte; die besondere Atmosphäre in der alten Fabrik, die Freundlichkeit der Menschen im Dorf, wo er immer ganz anspruchslos wohnte und mit seiner lieben Frau Héléne ernsthaft überlegte, ein altes Häuschen zu kaufen! Die Begegnungen mit ihm waren immer auf Augenhöhe, voller gegenseitigem Respekt für das, was wir leisteten. Seine Verbundenheit mit unserem Ort und die Unterstützung unseres Projektes war einmalig. Wir vermissen ihn sehr, unseren Edi, und sind voller Dankbarkeit, dass wir eine so lange und wunderbare Zeit mit ihm haben durften.